Knapp hundert Gäste kamen am 19. Juli in den Holzgerlinger Hänssler-Verlag, um einen Diskussionsabend des CDU-Arbeitskreises Europa und des Evangelischen Arbeitskreises zu erleben.
Steffen Straube-Kögler, Rudolf Decker, Sabine Kurtz, Yassir Eric, Marc Biadacz, Ionnis Delakos und Dr. Christian Herrmann (v.l.n.r.)Die beiden Vorsitzenden und Moderatoren des Abends, Steffen Straube-Kögler und Dr. Christian Herrmann, hatten dazu zwei Experten eingeladen, die Afrika und Europa aus eigener Erfahrung gut kennen: Yassir Eric, ein Ex-Muslim aus dem Sudan, jetzt christlicher Theologe und Institutsleiter aus Korntal, und Rudolf Decker, ehemaliger Böblinger Landtagsabgeordneter und Initiator der parlamentarischen Gebetsfrühstücksbewegung, der in knapp 40 Jahren weit über 100 Reisen nach Afrika unternommen hat. Nach Grußworten von Bürgermeister Ioannis Delakos und Marc Biadacz, MdB, betonten die beiden Gesprächspartner anhand von Beispielen die Wirkung persönlicher Begegnungen hier in Deutschland und in Afrika, um Veränderungen im Denken und Verhalten zu erreichen.
So warnte Eric mit Blick auf die Flüchtlingsproblematik hierzulande vor einer zu oberflächlichen Definition von Integration. Dazu gehöre mehr als Sprachkenntnis, Wohnung und Arbeitsplatz. Vielmehr sei eine innere Akzeptanz der politischen und wirtschaftlichen Grundordnung bzw. Mentalität notwendig. "Zur Freiheit gehören Regeln und Pflichten", hob Eric hervor. Der Weg dahin könne bei einzelnen Migranten lange dauern. So bringen insbesondere muslimische Einwanderer eine stark anti-jüdische Einstellung mit und betrachteten Frauen als nicht gleichberechtigt. Eric schätzt die Möglichkeit sehr, sich in Deutschland frei und auch kritisch äußern zu dürfen. Die Freiheit zur Kritik müsse aber auch in Bezug auf den Islam gelten.
Angesprochen auf den Kolonialismus als Ursache für die Unterentwicklung Afrikas meinte der gebürtige Sudanese, der Hinweis auf die Fehler der Kolonialherren lenke häufig von eigenem Versagen ab. Eric sieht als Afrikas Grundproblem die korrupten Strukturen. Wesentliche Fluchtursachen seien die Überbevölkerung und die ungünstigen klimatischen Veränderungen in einigen Regionen Afrikas. Rudolf Decker, wies darüber hinaus auf die sozialen Medien hin, die schnelle Informationen über Europa und die Vernetzung untereinander zuließen.
"Nach Europa kommen nicht die Armen, sondern die etwas besser Gestellten und Gebildeten", betonten die Referenten. Die Armen könnten die Schlepper nicht bezahlen. Aus dem Sozialstatus der Migranten folge auch eine stärkere Anspruchshaltung. Gerade im Bereich der Bildung könne man in einigen afrikanischen Ländern deutliche Fortschritte erkennen. Allerdings fehle es an Arbeitsplätzen für gut ausgebildete Personen, die deswegen das Land verließen. Die Entwicklungshilfe habe bisher oft den Fehler gemacht, in Einzelpersonen statt in Strukturen zu investieren und mit korrupten Herrschern zu kooperieren. Decker warb für die Ausbildung von Handwerkern und die Übertragung der Strukturen des deutschen Handwerks und der Berufsschulen nach Afrika. Der Schlüssel für eine positive Entwicklung Afrikas sei "good governance", also die Unterstützung guter Regierungen. Der ehemalige Abgeordnete betonte, man müsse afrikanische Staatschefs immer wieder auf Missstände ansprechen und auf ihre „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ hinweisen, statt mit ihnen nur Geschäfte zu machen.
Was können Europäer von Afrika lernen? Eric und Decker stellten dazu die "Religiosität als Wertelieferant" und den ausgeprägten Familiensinn heraus. Deutschland werde mit dem Zustrom an Migranten nur zurechtkommen, auch den Afrikanern nur helfen können, wenn "wir wieder mehr Kinder bekommen". Mit der niedrigen Geburtenrate, auch mit Abtreibungen und Homo-Ehe "schaffen wir uns selber ab".